Gräfenberg und die umliegenden Gemeinden wehren sich gegen Rechtsextremismus und Gewaltdrohungen

 

Die früheren massenhaft organisierten Neonazi-Aufmärschen gehören seit längerer Zeit der Vergangenheit an. Trotzdem ist bis in die neueste Zeit  immer wieder festzustellen, dass einzelne Neonazis auftauchen - nicht massiv und organisiert, aber immer wieder. Liegt es am Kriegerdenkmal oder gibt es andere Beweggründe? Einige gesellschaftliche und politische Veränderungen in der Parteienlandschaft werden offensichtlich vielfach problemlos akzeptiert, obwohl noch die gleiche Denkweise wie vor langer Zeit vertreten wird. Die Bedrohungs- und Einvernahmeversuche laufen heute viel subtiler und weniger offensichtlich als  in den früheren Jahren. Rechtspopulismus wird häufig nicht als das erkannt, was er eigentlich ist und bewirken will. 

Ein Blick in die jüngste Vergangenheit zeigt, was alles möglich war: Unzählige Neonazi-Aufmärsche in Gräfenberg. 

 

Gräfenberg, eine Kleinstadt mit ca. 4.000 Einwohnern (einschließlich Eingemeindungen) wurde seit 1996 von der NPD, deren Nachwuchsorganisation JN und freien Kräften mit mehr als 50 Aufmärschen terrorisiert. Der kreative Widerstand der Zivilgesellschaft führte dazu, dass seit Ende 2009 die angemeldeten Aufmärsche und Aktionen der Neonazis hier unterbleiben und in anderen Regionen verlagert wurden. Von einer Entwarnung kann aber noch keineswegs gesprochen werden. Neonazis zeigen sich nach wie vor in der Gräfenberger Region, beispielsweise an Pfingsten 2014, 2016 und später.

Nicht beachtet wurde in den 1960er Jahren, dass vor den offiziellen Trauerfeiern im November am Gräfenberger Denkmal Kränze hinterlegt wurden. Im Nachhinein ist nicht mehr feststellbar, wer und welche Motive hinter der „heimlichen“ Kranzhinterlegung gesteckt haben. Allein in den Jahren von 2006 bis 2009 fanden etwa 50 Aufmärsche der Ewiggestrigen unter dem Motto „Denkmäler sind für alle da!“ statt. Kreative und gewaltfreie Gegendemonstrationen führten letztendlich dazu, dass die Aufmärsche der Rechtsextremen seit September 2009 eingestellt wurden. Öffentlich ausgesprochene Gewaltdrohungen gegen einzelne Personen und Aktionen im Untergrund sind aber immer noch zu verzeichnen. Eine schwerwiegende Sachbeschädigung geht mutmaßlich auf das Konto rechtsextremer Personen zurück.

Auch die Nachbargemeinde Weißenohe musste vom 6. bis 8. Juni 2008 die traurige Erfahrung machen, dass unter Ausnützung der demokratischen Grundrechte Rechtsextremen die Durchführung des sog. „Nationalen Frankentag“ der NPD gestattet werden musste. Innerhalb von 8 Tagen organisierten die Ortsvereine in Weißenohe eine bundesweit bekannt gewordene Gegenaktion. Friedliche und kreative Aktionen der Bevölkerung aus nah und fern gegen die braune Provokation zeigten den Rechtsextremen – bildhaft gesprochen – die rote Karte.

Bei den Gegendemonstrationen gegen die Neonazi-Aufmärsche beteiligten sich viele Sportler aus der Region. Läufer aus Igensdorf, Stöckach und Forth verzichteten häufig auf einen „Langen“ Lauf im Rahmen des Ausdauertrainings und machten eine gemütliche Runde zum Gräfenberger Marktplatz, verzehrten bei den Gegendemos zwei „Braune im Weckla“ und joggten ruhig wieder zurück. Die Spielvereinigung Weißenohe organisierte am 29. August 2008 einen Solidaritäts- und Demokratie-Aufzug von Weißenohe nach Gräfenberg und wirkte zusammen mit den Ortsvereinen intensiv bei der Gegenveranstaltung anlässlich des sog. NPD-Frankentages in Weißenohe mit. Der TSV 09 Gräfenberg stellte im März 2008 bei der Aktion „Wir zerren die Rechtsextremen ans Licht“ die Sportplatzflutlichter zur Verfügung, Vereinsmitglieder installierten die Strahler.

Mehr als ein Dutzendmal übernahm der Initiator und Sprecher des Gräfenberger Sportbündnisses die Versammlungsleitung bei den Gegendemonstrationen.

Das Gräfenberger Sportbündnis ist seit Anfang 2011 eine Ausgliederung (Spin-off) aus dem Bürgerforum Gräfenberg, agiert eigenständig und ist stark vernetzt. Wesentliche Schwerpunkte sind die Sichtbarmachung und Wahrnehmung von Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus sowie die Präventionsarbeit. Die Arbeit liegt primär im sportlichen Umfeld mit seinen vielfältigen Facetten.